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Erstes Kennenlernen mit Schech Bashir

Hasan Agha


Nach ersten Erfahrungen mit einer Sufi-Tariqah, die in mir nicht nur positive Erfahrungen hinterlassen hatten, war mein Verhältnis zum Sufismus zu Beginn meines Muslimseins gespalten.

Einerseits hatte ich den Islam bewusst angenommen, um an meiner inneren Verwandlung zu arbeiten. Andererseits war mein Vertrauen in Muslime sufischer Färbung erschüttert. Davon abgesehen waren meine Erfahrungen vor meiner Annahme des Islams so vom Wandel der Dinge und ihrer Durchsichtigkeit bestimmt, dass ich mit der gedanklichen Statik vieler Muslime überhaupt nichts anfangen konnte. Ich war, wenn man so sagen darf, doch etwas irritiert von den Gedankenwelten, die in einigen Moscheen von den traditionell orientierten Muslimen präsentiert wurden. Als Nichttürke, als Nichtaraber und als Nichtperser fragte ich mich wirklich, ob für mich als heutiger Europäer überhaupt ein lebbarer Platz, mein Platz im Islam, vorhanden wäre.

So verging die Zeit mit weiteren Beobachtungen, weiterer Suche unter den Muslimen und der Hoffnung, irgendwann auf einen Menschen zu stoßen, der meine Situation auch als die seine verstehen würde. Ich besuchte Muslimtreffen, Tage der offenen Moscheen und Islamwochenenden in ganz Deutschland - auch in der Hoffnung, irgendwann einmal eine Familie zu gründen. Aber irgendwie merkte ich, dass ich mich im Kreise bewegte, der Knoten war noch nicht geplatzt. Aber warum nur? Warum bewegte ich mich mit den Muslimen, flog aber gleichsam über sie hinweg, kannte ihre Argumente mit der Zeit schon auswendig, warum wir die besten seien, warum der Islam obsiegen würde und warum gerade die oder die Moschee (auf keinen Fall also die meine) eine überaus große Zukunft in Deutschland hätte. Aber mittlerweile war ich es schon gewohnt, meinem Dickkopf zu folgen und einfach zu versuchen, auf Allah zu vertrauen.

So war es auch in Israel / Palästina gewesen. Ich war damals mit meinen dschahilitischen (heidnischen) Freunden nach Israel gefahren. Irgendwann hatten wir uns dann so überworfen, dass ich auf einer Anhöhe westlich von Tiberias sagte: "Ok, ihr könnt euch hier weiter vergnügen, ich gehe jetzt zu diesen Hügeln dahinten". Es waren die Hügel von Qarne Hittim, wo Salah ed-Din al-Ayyubi die entscheidende Schlacht der Muslime gegen die Kreuzritter gewann, wie ich später erfuhr. Ich ging also los. Die Hügel waren dann doch weiter entfernt, als ich zu Beginn meiner tapferen Wanderung ohne jeden Proviant dachte, und ich brauchte mehr als vier Stunden strammen Fußmarsches um zu ihnen zu gelangen. Ich erreichte die Hügel und mir fiel weiter nichts Besonderes auf. Auf ihrer Rückseite allerdings befand sich ein riesiger Parkplatz, der jetzt fast leer war. Ich ging also davon aus, dass es hier mindestens einmal im Jahr ein größeres Treffen geben müsste. Ich ging zu zwei ins Gespräch vertiefte Herren, die arabisch sprachen, welche mir erklärten, dass es sich dort drüben um das Maqbarat Schu’aib (Grabstätte des Propheten Schu’aib a.s. / Yethro) handelte. Ich sagte, dass mir der Name im Moment nicht viel sagte. Heftig gestikulierend erzählten sie dann gleichzeitig von Musa und dem Lande Madyan und ob ich denn noch nie in den Koran geschaut hätte, und dass es doch der Schwiegervater von Moses gewesen sei.

Mit einem Schlag wusste ich, dass, nachdem ich den Moses-Berg auf Sinai besucht hatte, ich auch hier wieder genau an der richtigen Stelle war. Vielleicht war es an diesem festlich ausgeschmückten Grab mit seiner unerklärlichen Ausstrahlung, dass sich mein Heidentum in Luft aufzulösen begann Seite 21 von 36 und ich ein Gefühl für Religion bekam. Ich konnte mir jetzt etwas Konkretes vorstellen unter der Hermann Hessischen "Morgenlandfahrt". Vermittlung von "Schech" Barnabas Zurückblickend auf die Israel-Reise war sie ein Lehrstück gewesen an Wissen über verschiedene Religionen. Auch dass sie nebeneinander existieren konnten und können.

Auf der Suche nach dem Barnabas-Evangelium entdeckte ich auf einem Flyer die Telefon-Nummer eines Verlages, unter der man das Barnabas- Evangelium bestellen konnte. Statt der erwarteten hohen Frauenstimme drang eine tiefe Baßstimme aus dem Hörer an mein Ohr, die sagte: "As-Salamu aleikum". Es war vielleicht der Klang dieser Stimme, der bewirkte, dass mein gesamtes bisheriges Leben wie im Schnelldurchlauf an meinem geistigen Auge vorüberlief. Mein Gesprächspartner stellte sich mir als Schech Bashir vor. Ich sagte, dass ich mit Schechs eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte. Trotzdem stieg die Neugierde in mir. Im Gespräch bemerkte ich sofort, dass hier von geistiger Statik nicht die Rede sein konnte, dass ich hier einen muslimischen Geist vor mir hatte, der mit der Situation der Muslime im Lande und auch international bestens vertraut war, dass alles unter Bezug auf Allahs Erbarmen auf seine Gültigkeit abgeklopft wurde, und alles, was unpraktischer Ballast wäre, verworfen wird.

Erstaunlich fand ich zu Beginn unserer Gespräche auch die konsequente Haltung anderen Religionen gegenüber, die immer eine freundliche, wissende und ausgleichende war. Hier lernte ich den Islam nun von einer anderen Seite kennen, was dazu führte, dass ich auch mit anderen Augen in den Koran sah. Das alles führte schließlich dazu, dass ich heute die Qasiden von Schech Abu Madyan Schu’aib und anderen geistigen Meistern in unseren Runden vorsinge, und ich mich immer wieder wundere, wie kurz doch der Weg von der Halbinsel Sinai nach Deutschland war. Wa aleikum-mu-s-Salam PS: Durch Sidi Schech Bashir sind wir mit dem Zweig der Tariqah ash-Shadhuliyya verbunden, die im frühen 13. Jahrhundert von Schech Abu-l-Hasan ash-Shadhuliyy gegründet wurde. Der Lehrer von Sidi Bashir war Schech Muhammad al-Faituriyy, der der Muqaddim von Schech Ahmad al-Alawiyy al-Mustaghanimi in Libyen war.



Tariqah As-Safinah - 1430 / 2009